Bis zu diesem Tag waren wir noch nicht auf (nicht wirklich vorhandene) Französisch-Kenntnisse unsererseits angewiesen, aber das sollte sich ändern. Nachdem morgens wieder alles abgebaut war – man kann ja fast schon stolz darauf sein, welchen Komfort wir hier auf drei mal zwei Rädern mitgebracht haben – was durchaus seine Zeit brauchte, und wir angemessen für die Jahreszeit mit Sonnencreme unseren Verteidigungs-Wert gegen die ionisierende UV-Strahlung unseres nächsten Sternes erhöht haben, schwangen wir uns wieder voller Elan auf das Radl, um noch ein kleines Stück die Saar entlang zu fahren, vorbei an der Völklinger Hütte und bis kurz vor Saarlouis, wo wir dann nach Westen abbogen, um bei Überherrn die Grenze zu überschreiten. Einige Meter vor dieser stärkten wir uns noch mit einem kleinen Vesper und traten dann den Hauptteil unserer Reise an.

Schon nach den ersten Kilometern wussten wir, dass unser Erkundungsdurst nicht enttäuscht werden sollte, aber man merkte durchaus unweit der Grenze schon, dass zum  Beispiel die Dörfer ganz anders aufgebaut sind, als bei uns: viel offener mit anderer Bauart der Häuser, aber auch irgendwie etwas unbelebter. Auch, dass gerade der Grand Est deutlich dünner besiedelt ist, als das Saarland, das wir als Kontrast direkt davor hatten, lässt sich sehr gut erkennen, wenn man so über die Hügel Lothringens radelt, die von reifen Getreidefeldern und kleinen Wäldchen mit vereinzelten Häusern und Dörfern dazwischen geprägt sind. Die Aussichten die wir dort hatten sind wirklich unschlagbar, das Genießen dieser schönen Kulturlandschaft hat aber auch einen Preis: Fahrradwege sind deutlich seltener, als bei uns. Da muss man zum Teil abenteuerliche Wege über die Hügel nehmen, die zum Teil nicht mehr wirklich zu erkennen sind oder auf die Bundesstraßen ausweichen, die zum Glück aber nicht so stark befahren sind, wie man es aus der Heimat kennt. So führte uns unsere Reise bis nach Metz, wo wir abends wieder einen richtig guten Campingplatz unweit der historischen Altstadt fanden, und endlich unsere Beine entspannten konnten.