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Stokkvagen – Ulvsvag

Tag 17 – Fr. 8 September 2023- 418 km

Das war wieder mal ein sehr lustiger Tag, obwohl wir nicht viel Zeit außerhalb des Fahrzeugs verbrachten. Angefangen hat das Ganze an unserem verlassenen Parkplatz, der einen Zugang zu einem malerischen See bot, was wir nach dem Frühstück ausnutzten. Nur hatten wir dummerweise gerade an diesem Rastplatz keinen Internet-Zugang, weshalb sich nicht nur die Problemlösung für die Duschpumpe erschwerte, sondern wir auch die Abfahrtszeiten für die erste Fähre, die etwa eine halbe Autostunde entfernt lag, nicht nachschauen konnten und irgendwann spontan losfuhren. Nach einigen Minuten Fahrt, als wir wieder Internet hatten, fiel uns dann auf, dass wir laut Google Maps 28 Minuten brauchten und die Fähre in 31 Minuten abfuhr. Entsprechend wurden die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf dieser Strecke etwas dynamischer befolgt, als es vielleicht vorgesehen ist. Die Alternative wäre dabei gewesen, vier Stunden auf die nächste Fähre zu warten, die Motivation war dementsprechend hoch. Auf der Fähre zur nächsten Halbinsel ergab sich dann die nächste Hiobsbotschaft: Der Weg zur nächsten Fähre, die wiederum nur alle zwei Stunden abfährt, beansprucht laut Navi wieder 25 Minuten, die Fähre sollte aber in 23 Minuten abfahren. Hinzu kam, dass wir auf der ersten Fähre von den über 30 Fahrzeugen (die meisten waren Oldtimer die an einer riesigen Rally teilnahmen) an Bord die allerletzten waren. Die darauffolgende Fahrt glich eher einem Straßenrennen als einer Urlaubsfahrt. So sehr wie in dieser halben Stunde reizten wir unser Fahrzeug noch nicht aus. Dabei verabschiedete sich auch der Inhalt unseres Hängeschrankes, der aus unserem Gang eine riesige Müslischüssel machte.
Abends wollten wir noch in strömenden Regen unser Frischwasser auffüllen, wobei sich noch die Gelegenheit der Grauwasser-Abgabe bot. Um Zeit (und damit einströmendes Regenwasser) zu sparen, geschah das natürlich beides gleichzeitig und es kam zu einem spannenden Wettrennen zwischen einlaufendem Frischwasser und ausgehendem Grauwasser.
Ab Ende dieses aufregeneden Tages stehen wir jetzt superschön direkt am Meer etwa einen Kilometer westlich von Ulvsvag. Wenigstens konnten wir heute das Problem mit der Duschpumpe fixen und passierten auch den Polarkreis.

Ulsvsvag – Nyksund

Tag 18 – Sa. 9 September 2023- 175 km 

In Norwegen gewesen zu sein ohne eine einzige größere Wanderung getätigt zu haben würde selbst uns gegen die Ehre gehen. Deshalb gabs heute weniger Straßenkilometer – insgesamt so um die 140km wenn man die Fähre hinzuzählt – und dafür eine recht berühmte Wanderung an bei Nyksund an einem der nördlichen Zipfel der Lofoten – ja richtig gelesen Lofoten yeah:). Obwohl die nur um die 15km und etwa 1000 Höhenmeter maß, brauchten wir dafür über 7 Stunden (weil wir halt nich so krass sind). Man muss uns aber zugute halten, dass es schon ziemlich windig war und der Regen auch nicht lange auf sich warten ließ. Für die Mühe wurden wir aber gleich zweimal belohnt. Zum einen war die Aussicht da oben trotz eingeschränkter Sicht aufgrund des Nebels wunderschön, und die Tatsache, dass wir da oben fast alleine waren machte das Ganze in der Stimmung noch eindrücklicher, zum anderen hatten wir auch noch das Glück, am Strand unten einen wilden Otter zu sichten, was für Roman wahrscheinlich das größte Highlight der Reise bisher war.

Nyksund – Mølnarodden

Tag 19 – So. 10 September – 285 km

Man könnte ja meinen, dass der Tag nach dem Schreiben des Berichtes sein Ende finden würde. Falsch gedacht!
Gerade als wir uns schlafen legen wollten begab sich ein kleines Malheur nach der Abendtoilette. Ich will ja jetzt nicht sagen, dass unser Vorgänger auf diesem eigentlich recht schönen Rastplatz mit der Positionierung seiner Überreste eine Kontaminierung unseres Fahrzeuges verursacht hätte, der Blick auf die Schuhe nach dem letzten Ausgang legte diese Schlussfolgerung aber schon sehr nahe. Und was gibt es schöneres, als mitten in der Nacht anzufangen, das halbe Fahrzeug feucht auszuwischen. Aber egal…
Obwohl unser Ziel eigentlich das Nordkapp ist, dürfen wir uns den kleinen Abstecher in die Lofoten hinein nicht entgehen lassem, wir haben ja auch genügend Zeit dafür. Deshalb ließen wir es heute etwas ruhiger angehen, und machten uns auf den Weg zu der Spitze der Lofoten. Neben der mal wieder erstklassigen Landschaft war das kleine Fischerdorf Henningsvear das Highlight des heutigen Tages. Das lustige an dem Örtchen ist der Fußballplatz, der an einem eigentlich ziemlich unzugänglichen Ort auf einer Insel liegt. Nach einem kleinen Mittagssnack ging es dann auf der E10 weiter in den Westen hin zu dem Fischerdorf Nusfjord, das mittleweile größtenteils zu einem Freilichtmuseum ausgebaut wurde, in dem man in dessen Geschichte ziemlich eindrücklich eintauchen kann.
Den Tag ließen wir diesmal recht früh an einem Parkplatz zwei Kilometer nordöstlich des Dorfes Mølnarodden ausklingen.

Mølnarodden – Gratangen

Tag 20 – Mo. 11 September 2023 –  356 km

Eigentlich liegen wir ja recht gut in der Zeit, aber dennoch können wir nicht ewig auf den Lofoten bleiben. Deshalb war nach dem etwas früheren Morgen direkt schon der Weg nach Reine unser Ziel. Da wir über Nacht schon recht weit im Westen dieser Region standen, war diese Strecke schon recht bald zurück gelegt. Der Plan war eigentlich, eine längere Wanderung auf die Berge zu unternehmen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass diese komplett von Nebel umhüllt waren, sahen wir recht bald von dieser Idee ab. Stattdessen erkundeten wir Reine und Hamnøy zu Fuß. Am Wagen angekommen gab es im Westen nur noch eine weitere Haltestation.
Å ist eine dieser Städte, deren Lage die ganze Stimmung beherrscht. Eine einzige lange Straße führt bis dahin, und da ist dann auch Endstation. Entsprechend fühlt man sich auch etwas wie am Ende der Welt, es ist einen Ausflug aber definitiv wert. Gegen Mittag war dann wieder eine längere Fahrt angesagt, irgendwie muss man ja auch wieder aus den Lofoten rauskommen. Wenn man dann so 300km durch die Landschaft fährt kommt das Roadtrip-Feeling wieder durch. Und am Ende des Tages stehen wir wieder komplett alleine mitten im Wald an einem traumhaften Platz.

Gratangen – Kvalöya

Tag 21 – Di. 12 September 2023- 269 km

Da langsam das Wetter hier oben etwas besser wird, wurde am heutigen Tag direkt die Möglichkeit genutzt, eine weitere Wanderung zu unternehmen. Da der Berg Senja bei dem Dorf Oyfjordvaer auf unserem Weg lag, steuerten wir den direkt nach dem Frühstück an. Das Timing mit dem Wetter könnte mal wieder nicht besser sein: Auf der Hinfahrt schüttete es wieder, während unserem kurzen Aufstieg war es wunderschön und kaum waren wir wieder unten legte der Regen wieder los. Interessant an diesen Bergen direkt am Meer ist, dass hier innerhalb von einer Minute ein ganzer Gebirgszug im Nebel verschwinden kann und genau so schnell wieder auftauchen kann. Da wir noch etwas Zeit hatten, bis unsere Fähre Richtung Tromsö fuhr, besuchten wir noch das Inseldorf Husöy, was zwar nicht wirklich viel Interssantes zu bieten hat, aber eigentlich ganz lustig ist. Auf der Fahrt nach Nordosten danach fiel uns auch auf, wie sich die Landschaft hier allmählich zum Herbstlichen ändert. Wir sind halt schon recht weit nördlich. Und wieder einmal stehen wir komplett abseits ohne Campingplatz auf der Insel Kvalöya mit herrlichem Ausblick auf die karge Wildnis.

Kvalöya – Inestoften

Tag 22 – Mi. 13 September 2023 – 338 km

Jetzt ist das Nordkapp in greifbarer Nähe. Und tatsächlich ist es hier deutlich wärmer, als wir erwarteten.
Morgens war es nur eine dreiviertel Stunde bis in die nördlichste Universitäts-Stadt der Welt: Tromsö. Obwohl die Stadt nur um die 40.000 Einwohner hat, herrscht hier schon ein gewisser Betrieb. Es gibt zwar einige interssante Punkte, wie zum Beispiel die Eiskirche (oder die eine Baustelle, dir wir gefühlt eine Stunde lang beobachteten), man muss hier aber auch keine Woche verbringen. Also machten wir uns recht bald wieder auf, um an der Küste entlang näher ans Ziel zu kommen. Unterwegs ergab sich noch die Möglichkeit, eine kürzere Wanderung auf dem Blavatnet Trail zu unternehmen die wir natürlich nicht ausließen. Obwohl das Wetter unterwegs etwas umschwang, war es den Blick auf diesen glühend türkisblauen Bergsee auf jeden Fall wert. Nach einer weiteren Fährenfahrt (wir haben zwar nicht mitgezählt, aber mittlerweile haben wir bestimmt um die 25 davon zu verbuchen) ging es bei einer Fahrt die bis in die Nacht andauerte bis an einen Campingplatz kurz vor der Kleinstadt Alta.

Inestoften – NORDKAPP

Tag 23 – Do. 14 September 2023 – 289 km 

Und schon wieder war der Bericht fertig, bevor das eigentliche Highlight kam: Eigentlich wollten wir gerade schlafen gehen, aber dann zog ein eigenartiges schwaches Licht am Himmel unsere Aufmerksamkeit. Das Polarlichtspektakel das sich daraufhin uns an diesem einsamen Ort bot war so intensiv, dass es nur schwer zu beschreiben ist, wenn mans nicht selber gesehen hat. Ich dachte davor immer, es sei nur so ein schwaches Schimmern, aber das gestern war so hell, dass es die Sterne überstrahlte. So ein Strahlen stellt jedes Silvester-Feuerwerk in den Schatten, die Stimmung dabei ist nur schwer zu beschreiben.
Nach 23 Tagen haben wir nun endlich unser Ziel erreicht. Wir sind am nördlichsten Punkt Europas angekommen, dem Nordkapp – und das ohne dass unser Camper Stollos auch nur die geringsten Probleme gemacht hätte. Schöner hätte unsere letzte Etappe dabei nicht sein können. Über herbstliche Wälder und eine malerische Tundra Landschaft ging es an Rentierherden und Sami-Dörfern über lange gerade Straßen vorbei bis zur berühmten Felsklippe. Das ist schon ein besonderes Gefühl, den ganzen Weg von daheim bis hierher geschafft zu haben. Anfangs waren wir uns nicht ganz so sicher, ob es eine gute Idee war, im Herbst hierher zu kommen, wenn die Temperatur doch deutlich niedriger ist als daheim. Aber auf der anderen Seite sorgt die winterliche Witterung auch für die entsprechende Stimmung.
Nördlicher kommen wir mit unserem Wagen wohl so schnell nicht mehr.

Nordkapp – Ifjord

Tag 24 – Fr. 15 September 2023 – 325 km

Jetzt könnte man ja meinen, wir hätten gestern den nördlichsten Punkt Europas erreicht. Aber tatsächlich ist das Denkmal fürs Nordkapp an einer Klippe, die etwas dramatischer aussieht und mit dem Auto besser zu erreichen ist, als der Landstrich der sich am weitesten in den Norden zieht. Dieser liegt nämlich etwa fünf Kilometer westlich davon. Und da dieser über einen Wanderweg zu erreichen ist, machten wir uns das heute zu nutze und marschierten die zehn Kilometer zum „wahren“ Nordkapp. Das Ganze ist zwar entfernungstechnisch etwas länger als die anderen Wanderungen, die wir bisher unternahmen, aber gut machbar, da man nicht viele Höhenmeter überqueren muss. Bei herrlichstem Wetter erreichten wir bei der Mittagssonne, die hier im September schon den Anschein von Abendlicht erweckt, die felsige Brandung vom Ende Norwegens. Damit war das Ziel endgültig erreicht, nördlicher kommen wir nicht mehr. Als wir wieder zurückkamen und nochmal zum Denkmal hochfuhren, um unsere Postkarten einzuwerfen, traten wir den Weg nach Süden an. Jetzt wollen wir aber nicht schon in drei Tagen daheim sein, sondern den hohen Norden noch etwas weiter erkunden, weshalb unser nächstes Ziel Kirkenes an der russischen Grenze ist. Theoretisch könnte man dafür einfach die E6 nehmen (die „E“ Routen sind das, was am ehesten an Autobahnen herankommt, von der Kapazität aber eher einer Bundesstraße entspricht), aber da wir auch mal etwas abseits fahren wollen, entschieden wir uns für die Fv98 über Ifjord. Hier hört jetzt die touristisch ausgebaute Seite des Landes auf.

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